Es war Klaus Groth, der Müllersohn aus Heide in Holstein, der das Niederdeutsche als Literatursprache überhaupt (wieder-)entdeckt hat: Seit sich Hochdeutsch als Schrift- und Amtssprache durchgesetzt hatte, war im Norden, zumal auf dem Lande, zwar noch Platt geschnackt, aber nicht mehr geschrieben worden, gar nicht zu reden von seriösen niederdeutschen Dichtungen. Da kam im Herbst 1852 Klaus Groths „Quickborn“ (= „Jungsbrunnen“) heraus, seine Sammlung plattdeutscher Gedichte, Lieder und Verserzählungen, und zeigte, wie aussdrucksstark, unverschwiemelt, lebensnah und berührend, wie ernsthaft, doch auch heiter Literatur in niederdeutscher Sprache sein konnte. Und das sahen auch die Leser so: Insgesamt vierzehn, jeweils um neue Stücke ergänzte „Quickborn“-Auflagen sind allein zu Klaus Groths Lebzeiten erschienen, und das viele Lieder dieser Sammlung bald vertont wurden, trug zusätzlich zu ihrer Verbreitung bei. Sie gehören einfach zum Vorrat der deutschen, nicht nur der niederdeutschen Poesie – die Lieder wie „Min Jehann“, „Lütt Matten, de Has“, „Lat mi gahn“ oder „De Welt is rein so sachen“.
An diesem literarisch-musikalischen Abend nun sollen Leben und Schaffen Klaus Groths ausgiebig gewürdigt werden. In der literarischen Abteilung gibt Heiko Postma ein Porträt des Autors, der nach mehreren Jahren als Lehrer schließlich Literaturprofessor in Kiel wurde, und liefert dazu Kostproben aus allen Text-Gattungen, die Groth verwandte: da gibt’s platt- (doch auch hoch-) deutsche Gedichte zu hören, Auszüge aus Verserzählungen und „Vertellns“ in Prosa, Reime „vœr de Gœrn“, Gelegenheitsverse und ebenfalls Einiges aus Klaus Groths Lebenserinnerungen. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgt wiederum Martin von Maydell, der achtzehn der schönsten Klaus-Groth-Lieder vortragen wird – in eigenen Arrangements, mehrmals in seinen eigenen Kompositionen und immer mit markanter Stimme zur Gitarre.